Einen Onlineshop mieten oder kaufen? – Ein Vergleich
In vielen Branchen erfahren Miet-Modelle für Betriebsmittel eine immer größere Beliebtheit. Dies gilt auch für den Software-Markt. Unter dem Oberbegriff SaaS (=Software as a Service) werden komplette Pakete – bestehend aus der Software selbst, aber auch dem Host- und dem Supportservice – im Rahmen unterschiedlicher Miet-Optionen der werten Kundschaft angeboten. SaaS-Produkte sind meist hochgradig serviceorientiert und mit niedrigen Nutzungsbarrieren versehen. Sie können beinahe umgehend gestartet werden, weil sie in externen Rechenzentren (Cloud) installiert sind und Dank der nutzerfreundlichen Struktur mit geringer Unterstützung durch Dritte in Betrieb genommen werden können.
Wenn Sie allerdings einen Onlineshop kaufen, erhalten Sie den gesamten Quellcode Ihres Shopsystems. Sie können ihn frei gestalten, ändern und einrichten. Wird der Shop gemietet, entweder als relativ standardisierte Variante von der Stange oder für Sie nach Ihren Vorgaben entwickelt, bezahlen Sie pro Monat oder pro Jahr einen vertraglich vereinbarten Betrag für die Nutzung eines funktionsbereiten Internetshops, mit dem Sie sofort starten können. Wenn Sie das Vertragsverhältnis kündigen, können Sie den Onlineshop nach Ablauf der Laufzeit nicht mehr nutzen.
So, was nun? Beide Modelle haben offensichtlich signifikante Vor- und Nachteile.
Im Folgenden geben wir einen Überblick der uns bekannten Kriterien. Hat man alle wesentlichen Argumente vor Augen, sollte die Entscheidung Kauf oder Miete leichter fallen.
Mietshop – Vor- und Nachteile
Ein Mietshop bietet vor allem dann eine Menge Vorteile, wenn Ihnen die Software die Möglichkeit bietet Ihre Anforderungen umzusetzen. Nachteile gibt es allerdings auch:
Vorteile Miete
- geringe Anfangsinvestitionen
- sofortiger Start nach Fertigstellung möglich, kaum interne Vorbereitungen notwendig
- das Hosting ist im Paket enthalten, meistens sogar skalierbar
- wenig technisches Know-how erforderlich
- Sicherheits- und Softwareupdates werden vom Betreiber erledigt
- Verfügbarkeit zahlreicher Schnittstellen zu Warenwirtschafts-/Buchhaltungsprogrammen, Paymentanbietern und Marketinginstrumenten
- evtl. Unterstützung bei der Umsetzung rechtlicher Vorschriften im eCommerce
- die entwickelte Lösung (im Unterschied zum Shop aus dem Baukasten) kann bereits sehr individuelles Design enthalten
- ein großer Funktionsumfang ist im Preis enthalten
Nachteile Miete
- häufig unflexible Shop-Software, die keine Shop-Entwicklung zulässt
- spezielle Lösungen sind nur bei Modellen mit Software-Entwicklung umsetzbar
- nur wenige Anbieter, wie etwa Magento (sehr große Anzahl) oder Shopware, bieten eine große Auswahl an Modulen für den Einbau weiterer Funktionen
- Einschränkungen bei der Gestaltung des Shoplayouts bei Standardvarianten
- empfindliche Beschränkungen beim Funktions- und Nutzungsumfang (z. B. Zahlungsarten, Versandabwicklung) bei Lösungen im Baukasten-Prinzip
- Begrenzung der einstellbaren Artikelanzahl bei Standard-Produkten
- gelegentlich keine Suchmaschinenoptimierung (SEO) möglich
- monatlich laufende Kosten summieren sich auf Dauer
Vermeiden kann man viele dieser Nachteile, indem man bei einem Dienstleister bucht, der einem weitestgehende Freiheiten bei der Shop-Erstellung bietet. Ein paar Standard-Module zusammenstellen reicht dafür oftmals nicht. Klar, die Fertigstellung verzögert sich, doch erhalten Sie dann weitgehend den Shop, den Sie brauchen, der Ihren Vorstellungen entspricht und der unbegrenzt skalierbar ist. Gerade eCommerce-Einsteiger, die sich zunächst für einen Standard-Shop entschieden haben, sind überrascht, wie schnell sie diesen wieder ablösen müssen, wenn ihr Geschäft eine anständige Wachstumsphase hinter sich hat.
Nicht für jeden ist es sinnvoll, einen Onlineshop zu mieten. Dies hängt sowohl von Art und Umfang des Geschäfts als auch von den persönlichen Vorkenntnissen ab. Einen Webshop zu mieten ist beispielsweise in folgenden Fällen sinnvoll:
- Sie starten mit einem kleinen E-Shop und streben kein großes Wachstum an.
- Sie haben nicht vor, eine Marke zu etablieren.
- Sie möchten sich nicht um die technischen Details kümmern.
- Sie wollen das Risiko von teuren Abmahnungen minimieren.
- Sie wollen sich nicht um das Hosting Ihres Webshops kümmern.
- Sie ziehen vergleichsweise niedrige monatliche Gebühren einer großen Einmalzahlung während der Investitionsphase vor.
Einen Onlineshop kaufen statt mieten sollten Sie, wenn …
- Sie gerne viele Details individuell einstellen und gestalten können möchten.
- Sie planen eine Marke aufzubauen. Der Shop soll das Branding unterstützen.
- Sie sich mit der Technik, Programmierung und SEO bestens auskennen.
- Sie sehr spezielle Funktionen benötigen.
- Sie die einmalige Investition in Anschaffung und Anpassung nicht scheuen.
- Hosting und/oder Support intern organisieren.
Interessant sind auch Modelle, die versuchen die Vorteile von Kauf und Miete gemeinsam zu nutzen. Hier kann für einen im Unterschied zum Kauf geringen Preis ein individueller Shop entwickelt und eingerichtet werden, Hosting und Support erfolgen dann auf Miet-Basis. Man zahlt so einen etwas höheren Preis beim Einstieg (für die Erstellung), kann dann aber die Vorteile des Miet-Shops mit den Vorteilen der Kauf-Lösung (Stichwort Individualisierung) kombinieren.
Welche Variante nun am Ende preiswerter oder teurer ist, hängt von der individuellen Situation ab. Das Milchmädchen vergleicht nur die Mieten mit den Herstellungskosten und stellt dann fest, dass der monatliche Mietpreis den einmaligen Kaufpreis nach etwa 1-2 Jahren übertrifft. Vergessen werden in der Praxis häufig die Kosten für den eigenen Server, die Upgrades, die man selbst durchführen muss und die Zeit, die man für Fehlerbehebung, Leistungssteigerung und Sicherheits-Updates investiert, wenn man den Shop kauft und in seiner eigenen IT-Umgebung betreibt.
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